Karl Bauer zählt zu den eigenständigen figurativen Künstlern des 20. Jahrhunderts, die jenseits von Stilströmungen eine unverwechselbare Bildsprache entwickelt haben. Seine Werke zeichnen sich durch meditative Ruhe, flächige Kompositionen und eine tiefe spirituelle Dimension aus. Farbe ist für ihn Ausdrucksträger, nicht Illusion; Perspektive wird zugunsten von Frontalität und Zeitlosigkeit bewusst vermieden. Besonders in seinem sakralen Werk erreicht Bauer eine eindringliche Verbindung von Menschenbild und Transzendenz. Seine Kunst fordert stille Betrachtung – nicht als Rückzug, sondern als Einladung zur inneren Gegenwart.
© Dr. Renée Gadsden, 2025
Aus Anlass des heurigen 120. Geburtstages von Karl Bauer (Graz 1905 – Klagenfurt 1993) widmet die Stadt Klagenfurt dem Künstler in der Alpen-Adria-Galerie eine Retrospektive mit ausgewählten Werken aus dem Familiennachlass, Privatsammlungen und der hauseigenen Kunstsammlung. Der akademische Maler Karl Bauer, oft als „Lyriker der modernen
Malerei“ bezeichnet, wählte Motive, die tief in der Kärntner Landschaft, im Menschlichen und im Spirituellen verwurzelt sind. Doch war es nicht das Abbild, das ihn bewegte, sondern das innere Leuchten – Komposition und Farbe waren seine
Sprache. „In der Kunst sollen Seelenzustände sichtbar werden“, so Karl Bauer. Malerei war für ihn ein stiller Akt der Hingabe, ein tastender Weg zur Essenz des Lebens. In seiner unverwechselbaren Bildsprache verschmolzen Gegenständliches und Abstraktion. Aus innerer Unruhe heraus geboren, war jedes Werk ein Neubeginn. Die Form wurde klarer, das Licht der Farben zunehmend intensiver, oft ruhend in leuchtenden Flächen. Für Karl Bauer war Malerei mehr als Handwerk: es war ein poetischer Versuch, das Unsichtbare zu berühren und dem Leben Gestalt zu geben. Seine Bilder klingen nach voll stiller Melancholie und zeitloser Tiefe.
Eva-Sophie Bruckner MSc, Enkelin des Künstlers

KARL BAUER – FARBEN·FORM·ERNTE·
Ausstellung: von 25. Juni bis 7. September 2025
ALPEN-ADRIA-GALERIE KLAGENFURT
Theaterplatz 3 (Stadthaus), A-9020 Klagenfurt am Wörthersee
Öffnungszeiten: Täglich (auch feiertags) außer Montag von 10.00 bis 18.00 Uhr; T +43 463 537-5224 oder -5433
Sonntags Matineen in der Alpen-AdriGalerie
13. Juli 2025, 10:00 Uhr
„Die Auferstehung des Auferstehenden“ –
Die Widerherstellung eines zerstörten Mosaiks
mit Mag. Angela Zimek, Dr. Herwig Oberlerchner; Moderation: Mag. Herbert Bauer
27. Juli 2025, 10.00 Uhr
„Karl Bauer: Die Tiefe des Seins“ –
Eine kunsthistorische Begegnung
mit Dr. Renée Gadsden; Moderation: Mag. Herbert Bauer
10. August 2025, 10.00 Uhr
„Karl Bauer – sein Leben“ – Von der Monarchie über die Diktatur zur Demokratie
mit Mag. Herbert Bauer, Mag. Alexander Gerdanovits, u.a.
Tipp: Führungen mit dem Sohn des Künstlers
am 13. 7. | 27.7. | 10.8. jeweils um 11 Uhr
sowie am 7. 9. um 11 und 15 Uhr
Karl Bauer was a distinctive figure in twentieth-century figurative painting. His work stands apart from prevailing movements, shaped instead by meditative calm, frontal compositions, and a deep spiritual undertone. Colour, for Bauer, is not a tool of illusion but a vessel of meaning; perspective gives way to timeless presence. Especially in his sacred work, he achieves a quiet union of human form and transcendence. His art does not demand—rather, it offers: an invitation to inward attention, and to the stillness where meaning begins.
© Dr. Renée Gadsden, 2025
On the occasion of the 120th anniversary of Karl Bauer’s birth (Graz 1905 – Klagenfurt 1993), the City of Klagenfurt dedicates a retrospective to the artist at the Alpen-Adria-Galerie. This exhibition presents a curated selection of works drawn from the family’s estate, private collections, and the gallery’s own holdings. The academically trained painter Karl Bauer, often described as a “lyricist of modern painting,” chose subjects deeply rooted in the Carinthian landscape, in humanity, and in the spiritual realm. Yet it was never the mere image that moved him, but the inner radiance—composition and colour were his language. “Art should reveal states of the soul,” Bauer once said. For him, painting was a quiet act of devotion, a tentative journey toward the essence of life. In his distinctive visual idiom, the representational and the abstract merged into one. Born of an inner restlessness, each work marked a new beginning. Over time, his forms became more defined, the light in his colours increasingly intense, often settling into luminous planes. For Karl Bauer, painting was far more than craftsmanship: it was a poetic attempt to touch the invisible and to give form to life itself. His works are imbued with a quiet melancholy and a timeless depth.
Eva-Sophie Bruckner, MSc, Granddaughter of the artist
Karl Bauer 1905 – 1993
Ein Lyriker der Malerei
A Lyrical Painter
Karl Bauer sein Leben – sein Werk
Nicht bloße Ästhetik, schon gar nicht Dekoration, nicht Protest gegen rasch wechselnde Tagesereignisse, auch nicht Sarkasmus und Ironie sind Merkmale der Kunst. Hier wird tiefer geschaut und hinein geleuchtet in rätselhafte Bezirke, und sehr bald erweisen sich das allgemein Gültige und das Zeitlose als unverzichtbare Kennzeichen der Kunst. Wenn aber Zeitlosigkeit ausschlaggebend ist, dann muss es auch gültige Kriterien für „Qualität“ geben, die auf alle Kunstwerke, in der Vergangenheit wie in der Gegenwart geschaffene, anwendbar sein müssen. Anerkennung der Verbindlichkeit dieser Kriterien scheint mir die Voraussetzung für jede Auseinandersetzung mit dem Begriff Kunst – Karl Bauer
Karl Bauer – His Life, His Work
Art is not mere aesthetics, certainly not decoration, nor is it protest against fleeting contemporary events, nor sarcasm and irony. Here, one delves deeper, illuminating enigmatic realms—where the universally valid and the timeless emerge as indispensable hallmarks of true art. But if timelessness is decisive, then there must also be enduring criteria for „quality,“ applicable to all artworks, whether past or present. Acknowledging the authority of these criteria seems to me the essential precondition for any serious engagement with the concept of art. Karl Bauer
Es steht für mich fest, dass jeder großen Kunst, Musik und Lyrik miteingeschlossen, ein melancholischer Grundton gemeinsam ist.
– Karl Bauer
Kultur und Malerei sind der Versuch – Antwort zu geben auf die großen Fragen nach dem „Woher“ und „Wohin“
– Karl Bauer