Kreuzwegstationen Mosaiken
Landesgedächtnisstätte
Kreuzbergl Klagenfurt
Nach dem 2. Weltkrieg entschloss man sich, die bestehende Kalvarienberganlage am Kreuzbergl in Klagenfurt zu einer Landesgedächtnisstätte umzuwandeln, diese wurde 1959 eingeweiht. Als Künstler wurde Karl Bauer nominiert, der die Aufgabe übernahm, die Kreuzwegstationen symbolisch mit den Gräueln des Krieges mahnend zu verbinden.
Jede Station hat neben der klassischen christlichen Bedeutung auch eine Widmung hin zu Opfern der Kriege und wurde von einer korrespondierenden Gruppe gestiftet. Am Fuß der Anlage beginnen die Stationen mit den 4 Evangelisten. Vor den eigentlichen Stationen wurden zwei Stationen Ölberg eingefügt und der Kreuzweg endet in der Gedächtniskapelle mit einer Auferstehung.
Fotos: www.helgebauer.at
Kreuzwegstationen am Kreuzbergl in Klagenfurt
1954 gewann Karl Bauer den Ideenwettbewerb für die Umgestaltung der barocken Kreuzwegstationen am Kreuzbergl in Klagenfurt zu einer Landesgedächtnisstätte für die Gefallenen beider Weltkriege (Einweihung der Anlage 1959). Vier Eingangskapellen und vierzehn Kreuzwegkapellen bilden ein lateinisches Kreuz, in dessen Achsenschnitt die eigentliche Gedächtniskapelle liegt. Das außergewöhnliche theologische Konzept, die Verbindung des Kreuzwegs Jesu Christi mit dem Leiden und Sterben der Menschen im Kriegsgeschehen, war eine große Herausforderung für den Künstler, die er überzeugend zu bewältigen verstand. Der besseren Haltbarkeit wegen, wählte Bauer die Ausführung in Mosaiktechnik (H. Bauch/Wien durch einen italienischen Mosaizisten), bei der neben den gedämpften Natursteinen großzügig farbkräftige Smalten und Glasfluß Verwendung fanden, deren Leuchtkraft vorherrschend ist. Die beiden Eingangsstationen “Judaskuß” und “Gefangennahme Christi”, die erst 1961 hinzugefügt wurden und der “Auferstehende” in der Kapelle wurden in der Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt ausgeführt. Die Farbgebung in diesen Szenen ist in feinsten Abstufungen ausgeführt. Aus den beinahe monochromen Darstellungen leuchten einzelne Farbinseln umso aussagekräftiger hervor. Der differente Charakter der verwendeten Materialien, überwiegend Naturstein gegenüber wenigen Smalten, trägt wesentlich zu diesem Gesamteindruck bei.
Das Mosaik, nach der Bedeutung des Wortes die “wahre künstlerische Tätigkeit”, schon lange vor den bekannten Werken der frühchristlichen Zeit angewandt, war Karl Bauer vor allem von S. Vitale und S. Apollinare Nuovo in Ravenna her bekannt. Während die hieratische Strenge und Stille der ravennatischen Mosaiken in später gemalten Bildern des Künstlers ihren Niederschlag fanden, vermitteln seine Kreuzwegdarstellungen eine verhaltene, expressive Aussage. Die dramatische Abfolge der Handlung wird durch die bewußt ausschnitthaften und unregelmäßigen Konturen der Bilder verstärkt.
Die formale Gestaltung der Darstellungen in den einzelnen Kapellen dieser öffentlichen Gedenkstätte leicht verständlich und im eigentlichen Sinn des Wortes ansprechend auszuführen, war für Karl Bauer eine Prämisse, die für alle seine weiteren Werke im sakralen Dienst Geltung behielt. Bei den Kreuzwegbildern fällt auf, daß im Gegensatz zu anderen Mosaikdarstellungen durch weitgehenden Verzicht auf harte, konturierte Linienzüge ein gewisser malerischer Effekt erzielt wird. Darüber hinaus gelingt es dem Maler Bauer durch eine eigene Lichtführung die steinernen Bilder ungewöhnlich und wirkungsvoll zu beleben (“Ölberg” – Den Menschen in Angst und Todesnot; “Verrat Christi durch Judas” – Allen Verratenen und Enttäuschten; “Kleiderberaubung” – Den im Krieg ihrer Heimat und Habe beraubten; “Pietà” – Dem unbekannten Soldaten, u. a.)
Während Christus als Leidender, Gequälter und Sterbender und hier auch als Auferstehender mehr vergeistigt und durch physiognomische Ausdruckkraft gezeichnet ist, werden einige Assistenzfiguren in neorealistischer, kämpferischer Pose ihre Stärke vermittelnd, wiedergegeben (“Kreuzaufnahme” – Den Kriegsopfern der Heimat; “Simon der Mitträger des Kreuzes” – Den Opfern soldatischen Samariterdienstes; “Zweiter Fall unter dem Kreuz” – Den in Weltmeeren Untergegangenen).
Die anspruchsvolle Konzeption dieser einzigartigen Landesgedächtnisstätte schloß auch die Darstellung der Symbole der Evangelisten – Engel, Löwe, Stier und Adler – als Künder der Passion ein. Der weitgehende Naturalismus dieser in monumentaler Form an der Rückseite der vier Eingangskapellen angebrachten geflügelten Wesen verleiht den Darstellungen die vom Künstler gewünschte Zeitlosigkeit.
Den Abschluß des Kreuzweges bildet nicht, wie es der Tradition entspräche, die Grablegung Christi, sondern die Auferstehung in der Gedächtniskapelle. In einer Mandorla, die wie aus Flügeln gebildet erscheint, schwebt Christus mit erhobenen Armen aus dem Grab empor. Der Blick ist in die Ferne gerichtet, die Hände, aus der Gesamtkomposition hinausragend, weisen zur Ewigkeit. Das Haupt setzt sich von der leuchtenden Gloriole kontrastreich ab, während der Körper im Ton-in-Ton-Gefüge mit dem Hintergrund entmaterialisiert erscheint. Die zurückhaltende Verwendung von Rot in Verbindung mit dem Dunkel des Grabgesteins kann symbolisch als eine Reminiszenz des überwundenen Leidens verstanden werden.
Aus dem Kapitel „Zurück in Abrahams Schoß – Das sakrale und religiöse Schaffen Karl Bauers“ von Dr. Elisabeth Reichmann-Endres, Landeskonservatorin für Kärnten in „Karl Bauer – ein Lyriker der modernen Malerei“, Hrsg. Rotraud Bauer/Gerbert Frodel, Verlag Ritter, Klagenfurt, 1995.