Kreuzwegstationen Mosaiken
Landesgedächtnisstätte
Kreuzbergl Klagenfurt

Landesgedächtnisstätte am Kreuzbergl in Klagenfurt

Nach dem 2. Weltkrieg entschloss man sich, die bestehende Kalvarienberganlage am Kreuzbergl in Klagenfurt zu einer Landesgedächtnisstätte umzuwandeln, diese wurde 1959 eingeweiht. Als Künstler wurde Karl Bauer nominiert, der die Aufgabe übernahm, die Kreuzwegstationen symbolisch mit den Gräueln des Krieges mahnend zu verbinden.
Jede Station hat neben der klassischen christlichen Bedeutung auch eine Widmung hin zu Opfern der Kriege und wurde von einer korrespondierenden Gruppe gestiftet. Am Fuß der Anlage beginnen die Stationen mit den 4 Evangelisten. Vor den eigentlichen Stationen wurden zwei Stationen Ölberg eingefügt und der Kreuzweg endet in der Gedächtniskapelle mit einer Auferstehung.
Fotos: www.helgebauer.at

Karl Bauer 648 Evangelist Johanne
Evangelist Johannes
Inschrift: IN PRINCIPIO ERAT VERBUM
Karl Bauer 648 Evangelist Lukas
Evangelist Lukas
Inschrift: FUIT SACERDOS NOMINE ZACHARIAS
Karl Bauer  648 Evangelist Markus
Evangelist Markus
Inschrift: VOX CLAMANTIS IN DESERTO
Karl Bauer 648 Evangelist Matthäus
Evangelist Matthäus
Inschrift: LIBER GENERATIONIS JESU CHRISTI
Karl Bauer 648 Jesus wird zum Tode verurteilt
I. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Beschriftung: Den unschuldig zum Tode verurteilten
Symbol: Das Kerkerfenster
Gestiftet: Gemeindeverband Klagenfurt
Karl Bauer 648 Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
II. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
Beschriftung: Den Kriegsopfern der Heimat
Symbol: Hausruine im Hintergrund
Gestiftet: Gemeindeverband Villach
Karl Bauer 648 Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
III. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Beschriftung: Auf den Schlachtfeldern Gefallenen
Symbol: Stahlhelm und Spaten
Gestiftet: Gemeindeverband Hermagor

Karl Bauer 648 Jesus begegnet seiner Mutter
IV. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Beschriftung: Den Schmerzensmüttern der großen Kriegsnot
Symbol: Mater Dolorosa
Gestiftet: Kärntner Frauen
Karl Bauer 648 Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
V. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Beschriftung: Den Opfern soldatischen Samariterdienstes
Symbol: Tröstende, unterstützende Geste
Gestiftet: Kärntner Ärzte
Karl Bauer 648 Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
VI. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Beschriftung: Den Pflegeschwestern der Krieger Symbol: Die mitleidge Liebe und der Opfergeist
Gestiftet: Kärntner Pflegeschwestern

Karl Bauer 648 Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
VII: Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Beschriftung: Den in den Weltmeeren Untergegangenen
Symbol: Leuchtturm im Hintergrund mit Lichtstrahlen
Gestiftet: Gemeindeverband Spittal/Dr und  St.Veit/Gl
Karl Bauer 648 Jesus begegnet den weinenden Frauen
VIII. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Beschriftung: Den Kindern, die dem Krieg zum Opfer fielen
Symbol: Totes Kind
Gestiftet: Kärntner Kinder
Karl Bauer 648 Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
IX Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Beschriftung: Den in Luftkämpfen Gefallenen
Symbol: Flugzeuge die von Scheinwerfern erfasst werden
Gestiftet: Gemeindeverband Wolfsberg

Karl Bauer 648 Jesus wird seiner Kleider beraubt
X. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Beschriftung: Den im Kriege ihrer Heimat und Habe beraubten
Symbol: Brennendes Objekt
Gestiftet: Volksdeutsche Heimatvertriebene
Karl Bauer 648 Jesus wird ans Kreuz genagelt
XI Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt
Beschriftung: Den Opfern der Kriegsgefangenschaft
Symbol: Stacheldraht im Hintergrund
Gestiftet: Gemeindeverband Völkermarkt
Karl Bauer 648 Jesus stirbt am Kreuz
XII. Station: Jesus stirbt am Kreuz
Beschriftung: Den Opfern priesterlichen Dienstes
Symbol: Zerstörte Kathedrale als dunkler Hintergrund des Kreuzes
Gestiftet: Priester der Diözese Gurk

Karl Bauer 648 Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
XIII. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Beschriftung: Dem unbekannten Soldaten
Symbol: Ein Soldat am Kreuzesstamm
Gestiftet: Stadt Klagenfurt
Karl Bauer 648 Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
XIV. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Beschriftung: Allen Kriegsopfern der Welt
Symbol: Mehrere Grabkreuze im Hintergrund
Gestiftet: Land Kärnten

Karl Bauer 648 Jesus am Ölberg
Station Ölberg I: Jesus am Ölberg (keine Kreuzwegstation)
Beschriftung: Den Menschen in Angst und Todesnot
Symbol: Ein Atompilz im Hintergrund
Gestiftet: Katholische Farbstudenten Kärntens
Karl Bauer 648 Der Judaskuß
Station Ölberg II: Der Judaskuß (keine Kreuzwegstation)
Beschriftung: Den Verratenen und Enttäuschten
Gestiftet: Bundesminister für Landesverteidigung
Ferdinand Graf
Karl Bauer 648 Auferstehung Mosaik Kreuzbergl
Gedächtniskapelle: Auferstehung
Gestiftet: Gurker Bistum und Domkapitel sowie Kärntner Sparkasse

Kapelle von außen – Ehrung der Toten – Mahnung den Lebenden
Bautafel an der linken Innenseite der Kapelle
Stiftertafel an der rechten Innenseite der Kapelle

Kreuzwegstationen am Kreuzbergl in Klagenfurt

1954 gewann Karl Bauer den Ideenwettbewerb für die Umgestaltung der barocken Kreuzwegstationen am Kreuzbergl in Klagenfurt zu einer Landesgedächtnisstätte für die Gefallenen beider Weltkriege (Einweihung der Anlage 1959). Vier Eingangskapellen und vierzehn Kreuzwegkapellen bilden ein lateinisches Kreuz, in dessen Achsenschnitt die eigentliche Gedächtniskapelle liegt. Das außergewöhnliche theologische Konzept, die Verbindung des Kreuzwegs Jesu Christi mit dem Leiden und Sterben der Menschen im Kriegsgeschehen, war eine große Herausforderung für den Künstler, die er überzeugend zu bewältigen verstand. Der besseren Haltbarkeit wegen, wählte Bauer die Ausführung in Mosaiktechnik (H. Bauch/Wien durch einen italienischen Mosaizisten), bei der neben den gedämpften Natursteinen großzügig farbkräftige Smalten und Glasfluß Verwendung fanden, deren Leuchtkraft vorherrschend ist. Die beiden Eingangsstationen “Judaskuß” und “Gefangennahme Christi”, die erst 1961 hinzugefügt wurden und der “Auferstehende” in der Kapelle wurden in der Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt ausgeführt. Die Farbgebung in diesen Szenen ist in feinsten Abstufungen ausgeführt. Aus den beinahe monochromen Darstellungen leuchten einzelne Farbinseln umso aussagekräftiger hervor. Der differente Charakter der verwendeten Materialien, überwiegend Naturstein gegenüber wenigen Smalten, trägt wesentlich zu diesem Gesamteindruck bei. 

Das Mosaik, nach der Bedeutung des Wortes die “wahre künstlerische Tätigkeit”, schon lange vor den bekannten Werken der frühchristlichen Zeit angewandt, war Karl Bauer vor allem von S. Vitale und S. Apollinare Nuovo in Ravenna her bekannt. Während die hieratische Strenge und Stille der ravennatischen Mosaiken in später gemalten Bildern des Künstlers ihren Niederschlag fanden, vermitteln seine Kreuzwegdarstellungen eine verhaltene, expressive Aussage. Die dramatische Abfolge der Handlung wird durch die bewußt ausschnitthaften und unregelmäßigen Konturen der Bilder verstärkt.

Die formale Gestaltung der Darstellungen in den einzelnen Kapellen dieser öffentlichen Gedenkstätte leicht verständlich und im eigentlichen Sinn des Wortes ansprechend auszuführen, war für Karl Bauer eine Prämisse, die für alle seine weiteren Werke im sakralen Dienst Geltung behielt. Bei den Kreuzwegbildern fällt auf, daß im Gegensatz zu anderen Mosaikdarstellungen durch weitgehenden Verzicht auf harte, konturierte Linienzüge ein gewisser malerischer Effekt erzielt wird. Darüber hinaus gelingt es dem Maler Bauer durch eine eigene Lichtführung die steinernen Bilder ungewöhnlich und wirkungsvoll zu beleben (“Ölberg” – Den Menschen in Angst und Todesnot; “Verrat Christi durch Judas” – Allen Verratenen und Enttäuschten; “Kleiderberaubung” – Den im Krieg ihrer Heimat und Habe beraubten; “Pietà” – Dem unbekannten Soldaten, u. a.) 

Während Christus als Leidender, Gequälter und Sterbender und hier auch als Auferstehender mehr vergeistigt und durch physiognomische Ausdruckkraft gezeichnet ist, werden einige Assistenzfiguren in neorealistischer, kämpferischer Pose ihre Stärke vermittelnd, wiedergegeben (“Kreuzaufnahme” – Den Kriegsopfern der Heimat; “Simon der Mitträger des Kreuzes” – Den Opfern soldatischen Samariterdienstes; “Zweiter Fall unter dem Kreuz” – Den in Weltmeeren Untergegangenen).

Die anspruchsvolle Konzeption dieser einzigartigen Landesgedächtnisstätte schloß auch die Darstellung der Symbole der Evangelisten – Engel, Löwe, Stier und Adler – als Künder der Passion ein. Der weitgehende Naturalismus dieser in monumentaler Form an der Rückseite der vier Eingangskapellen angebrachten geflügelten Wesen verleiht den Darstellungen die vom Künstler gewünschte Zeitlosigkeit. 

Den Abschluß des Kreuzweges bildet nicht, wie es der Tradition entspräche, die Grablegung Christi, sondern die Auferstehung in der Gedächtniskapelle. In einer Mandorla, die wie aus Flügeln gebildet erscheint, schwebt Christus mit erhobenen Armen aus dem Grab empor. Der Blick ist in die Ferne gerichtet, die Hände, aus der Gesamtkomposition hinausragend, weisen zur Ewigkeit. Das Haupt setzt sich von der leuchtenden Gloriole kontrastreich ab, während der Körper im Ton-in-Ton-Gefüge mit dem Hintergrund entmaterialisiert erscheint. Die zurückhaltende Verwendung von Rot in Verbindung mit dem Dunkel des Grabgesteins kann symbolisch als eine Reminiszenz des überwundenen Leidens verstanden werden.

Aus dem Kapitel „Zurück in Abrahams Schoß – Das sakrale und religiöse Schaffen Karl Bauers“ von Dr. Elisabeth Reichmann-Endres, Landeskonservatorin für Kärnten in „Karl Bauer – ein Lyriker der modernen Malerei“, Hrsg. Rotraud Bauer/Gerbert Frodel, Verlag Ritter, Klagenfurt, 1995.